Anne Berest, Marie-Lou Sellem, Niklas Maak und »Die Postkarte«

Im Januar 2003 fand Anne Berests Mutter unter den Neujahrswünschen eine verstörende Postkarte mit nichts als den Namen ihrer vier Angehörigen, die in Auschwitz ermordet wurden; ohne Absender, ohne Unterschrift. Anne fragt nach und die Mutter erzählt ihr die tragische Geschichte der Familie Rabinowicz. Aber erst als ihre kleine Tochter in der Schule Antisemitismus erfährt, beschließt Anne, der Sache wirklich auf den Grund zu gehen. Mithilfe eines Privatdetektivs und eines Kriminologen recherchiert sie in alle erdenklichen Richtungen. Das Ergebnis ist dieser Ausnahmeroman. Er zeichnet nicht nur den ungewöhnlichen Weg der Familie nach, sondern fragt auch, ob es gelingen kann, in unserer Zeit als Jüdin ein ›ganz normales‹ Leben zu führen. Nach dem Roman »Ein Leben für die Avantgarde – Die Geschichte von Gabriële Buffet Picabia«, das sie zusammen mit ihrer Schwester Claire über ihre Urgroßmutter Gabriele Buffet (» der Frau mit dem erotischen Gehirn«, der die Männer zu Füßen liegen, unter ihnen Marcel Duchamp und Guillaume Apollinaire) ist »Die Postkarte« das zweite Buch, das sie in den Geistesblüten vorstellt. Zur Einstimmung auf die Buchpremiere schrieb Anne ein exklusives Essay für das Geistesblüten Magazin No. 20. Die Pariserin Anne Berest arbeitete als Schauspielerin, Regisseurin und gab eine Theaterzeitschrift heraus, bevor sie 2010 ihren ersten Roman veröffentlichte, »Traurig bin ich schon lange nicht mehr«. Es folgten »Les Patriarches«, ein Buch über Françoise Sagan und »Emilienne oder die Suche nach der perfekten Frau«. Sie ist Co-Autorin des Bestsellers »How To Be Parisian – Wherever You Are. Liebe, Stil & Lässigkeit à la française«, das in mehr als 35 Sprachen übersetzt wurde. Mit »Die Postkarte« gelang Anne Berest ein literarischer Coup – das Buch war auf der Shortlist sämtlicher großer Literaturpreise in Frankreich und stand dort seit Erscheinen weit über zwei Jahre auf der Bestsellerliste. Aus der Übersetzung liest auf der Buchpremiere die Schauspielerin Marie-Lou Sellem. Unbedingt sehenswert mit ihr in der Rolle der Filmregisseurin Jeanne ist »Knochen und Namen« von Fabian Stumm. Der Film feierte auf der Berlinale 2023 Premiere. Fabian Stumm verkörpert Boris, eine der beiden Hauptrollen. Er und Jonathan, gespielt von Knut Berger sind seit acht Jahren ein Paar. Zwischen ihnen ist alles etwas selbstverständlich geworden. Aber dann soll Boris in einem Film von Jeanne einen Mann spielen, der mit Carla zusammen ist und mit Tim fremdgeht. Während Jonathan einen Roman schreibt, in dem sich alles um Tod, Verlust und Loslassen dreht. Sci-fi-komisch bietet Marie-Lou Sellem als geschäftstüchtige Unternehmerin in der deutschen Serie »Tender Hearts« echte Erfahrungen mit einem humanoiden Roboter‹ an. Und vor der Kamera dreht sie aktuell nach dem Drehbuch von Daniel Kehlmann, in Regie von David Schalko eine Mini-Serie über Franz Kafka. Den Abend moderiert der Frankreichkenner, Autor und FAZ-Journalist Niklas Maak. Für seine Arbeit erhielt er den George-F.-Kennan-Preis, 2012 den Henri-Nannen-Preis, den COR-Preis 2014, den BDA-Preis für Architekturkritik 2015, den HBS-Kritikerpreis 2017 und den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay 2022.

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