Lize Spit und Stefanie Reinsperger zu Beziehungen, Ghosting und »Ich bin nicht da«

Leo ist seit zehn Jahren mit Simon zusammen. Er ist der wichtigste Mensch in ihrem Leben, und viele andere sind da auch nicht. Eines Nachts kommt Simon wie ausgewechselt nach Hause, völlig überdreht, mit neuer Tätowierung, neuen Freunden, neuen Zukunftsplänen. Er schläft immer weniger und wird zunehmend paranoid. Eine manische Episode hat Leos große Liebe fest im Griff. Als sie begreift, wozu Simon jetzt fähig ist, ist es vielleicht zu spät. Zu lange hat Leo alles für ihn aufs Spiel gesetzt. Nun bleiben ihr genau elf Minuten, um eine Tragödie zu verhindern, die nicht nur ihr Leben für immer verändern würde.

Im Geistesblüten Magazin No. 19 fragen wir die Autorin:

Liebe Lize Spit,

jede Beziehung ist ein Risiko. Keiner kann sich wirklich sicher sein, wer da aufeinandertrifft. Dazu kommt, dass fast alle immer gefallen wollen. Egal, ob sie vom Paarleben oder einem sexuellen Abenteuer träumen. Immer geht es um Eindruck machen. Der muss gut sein. Der muss passen. Der muss sitzen. Vor allem muss er aber hängen bleiben. Was auch wieder bedeutet, erste Vorstellung und Wahrnehmung dürfen das Gegenüber nicht erdrücken. Der andere soll atmen können. Also rückt man wieder etwas zur Seite oder nimmt sich zurück. Genau dieser Teil wird unsichtbar gemacht. Was dann da im Dunkeln schmort, kann aber nicht unwichtig sein. Wie sollen wir mit diesem zurückgehaltenen Teil der Persönlichkeit unserer Partner umgehen? Sollten wir mit Hochdruck den Sandstrahler auf die Oberfläche halten?

 Lize Spit antwortet:

Man kann niemanden zwingen, von Anfang an ganz offen zu sein. Jeder sollte den Sandstrahler auf sich selbst richten und sich so zumindest sicher sein, dass man sich selbst möglich ehrlich in eine Beziehung einbringt. Beim ersten Kennenlernen legt keiner sofort alle weniger guten Karten auf den Tisch. Ist die erste Geschichte wasserdicht, können Sie sich dahinter verstecken. Verliebt und aufgeputscht durch Hormone ist jeder vorübergehend so etwas wie die eigene Super-Version. Aber in jeder Beziehung kommt irgendwann der Moment, an dem man bei offener Tür auf die Toilette geht und sich eingestehen muss, dass man auch nur ein Mensch mit Stuhlgang ist. Je früher man an diesen Punkt kommt, desto besser. Dann hat man sich gegenseitig auf realistische, menschliche Proportionen gebracht und die Liebe kann ihre wahre, solide Größe annehmen.

Aus der Übersetzung von Helga van Beuningen liest die miit der ROMY als Beste Schauspielerin ausgezeichnete Stefanie Reinsperger.

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