Lizzie Doron, Katja Riemann und Shelly Kupferberg zu »Nur nicht zu den Löwen«

Ihr Leben lang wohnt Rivi Grinberg im gleichen Haus in Tel Aviv. Ihr Viertel Neve Tzedek ist mit den Jahren zum Trendbezirk geworden. Viele Nachbar.innen mussten wegziehen. Sie aber steht jeden Tag am Fenster und schaut dem Treiben auf den Straßen zu. Während sie die anderen beobachtet, bilanziert die 69jährige ihr Leben und gleicht ihre Veränderungen mit dem gesellschaftlichen Wandel ab. Anders als ihre eigene Mutter wartet sie nicht auf den vermissten Verlobten. Aber dann bekommt Rivi die Nachricht, dass ihr Haus abgerissen werden und sie vertrieben werden soll. Ihre Erinnerungen, die sie mit der Gegend verbindet, lassen sich nicht in Umzugskartons packen.

„Wir Alten sind dazu bestimmt, Geschichten zu erzählen“, beteuert sie zu Beginn des Romans. Anders als ihre Eltern erzählt sie von früher: Von ihrer Kindheit in Israel, von ihren Eltern, die der Shoa entkommen waren, vom traumatisierten Vater, von der Mutter, die ihrem Liebsten nachtrauert; und sie erzählt von mächtigen Männern, die sie ihre Macht spüren ließen. Es berührt, wie Lizzie Doron das Leben der jetzt einsamen Rivi beschreibt, die von den Männern begehrt wurde. Die MeToo-Geschichte stellte Lizzie Doron am 19.September 2023 in den Geistesblüten vor. Den Abend moderierte Shelly Kupferberg. Die Schauspielerin Katja Riemann las aus der deutschen Übersetzung von Markus Lemke. Im Roman ist Israel oder eher noch seine Armee unverwundbar. Genau wie ihre Befehlshaber. Nach dem 7. Oktober 2023 liest sich der Roman anders. Seit Jahren tritt Lizzie Doron für ein friedliches Zusammenleben mit den Palästinensern ein. Nach dem Terror-Angriff der Hamas ist sie zutiefst erschüttert.

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