Nora Eckert, Wie alle, nur anders

Nur weil an ihrer Handtasche keine Hupe klemmt, macht sie das nicht zur Leisetreterin. Nora Eckert weiß genau, wie man ihr bis in die letzte Reihe zuhört, wenn sie mit den Augen kommuniziert. Sie hat früh kapiert, dass man kein flackerndes Signallicht sein muss, damit einem die anderen nicht an den Karren fahren. Viel wichtiger ist ein fester Stand. Das ist vermutlich auch ein Grund, warum sie keine hohen Schuhe trägt. Sie mag es eher praktisch, hat keine hohen Hüte mit Pfauenfedern im Schrank. Ein samtener Haargummi, perlmutten schimmernde Clip-Ons, geschwungene Augenbrauen, die Lippen nicht zu rot und ran ans Klavier. Als Zuhörerin bei ihren vielen Opern- und Philharmoniebesuchen. Bei ihr können Sie sicher sein, dass sie nur knisterfreie Bonbons dabeihat. Nie würde sie in eine Generalpause hineinklatschen. Sie kennt sich aus, schreibt seit Jahren als Kritikerin über ihre Kulturbesuche in der taz, der Frankfurter Allgemeinen und im Tagesspiegel und veröffentlichte die Bücher Von der Oper zum Musiktheater und Das Bühnenbild im 20. Jahrhundert. Überhaupt hat sie gute Antennen und ein gesundes Gerechtigkeitsempfinden, was sie zur idealen Gastgeberin ihrer eigenen Salonreihe in der Berliner Volksbühne über gelebte Vielfalt macht.
Die  Nürnbergerin kam in den Siebzigerjahren nach West-Berlin. So anmoderiert würde die Autorin ihren Rock glatt streichen und lächelnd sagen: »So schnell ging es nicht!« Es brauchte etwas Transitverkehr, einen Wohnortwechsel und eine Ausbildung bis der »junge Eckert« erkannte, dass er nicht schwul, sondern transsexuell ist. Ihr Job als Türsteherin im Chez Romy Haag, dem damals bekanntesten Travestieclub Europas war gewissermaßen der »wind beneath her wings«.
Im Gespräch mit den Geistesblüten erzählt sie aus ihrem Leben, das mal wild, mal ruhig war. Nach vorn gewandt, selbstbewusst. Sie ist Wie alle, nur anders. So heißt auch ihre Autobiografie bei C.H.Beck, die wir allen ganz besonders ans Herz legen.

 

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