»Nur nicht zu den Löwen«
»Nur nicht zu den Löwen«Lizzie Doron
Mit der israelischen Schriftstellerin Lizzie Doron verbindet uns viel, wir sind mit ihr und der ganzen Familie eng befreundet. Inspiriert von unserem Coverboy, den die Berliner Fotografin Anno Wilms 1973 am Hilton Beach ›erwischte‹, ging Lizzie Doron für unsere Ausgabe No. 20 (Frühjahr 2023) in ihrem Leben 50 Jahre zurück und schrieb ein Essay über ihre Zeit als junge Soldatin im Jom-Kippur-Krieg auf den Golanhöhen. Dass nur wenige Monate später ihr schlimmster Alptraum wahrwerden würde, tut auch uns sehr weh. Gerade weil sie sich so aktiv für Frieden und die Aussöhnung mit den palästinensischen Nachbarn einsetzt und daraus Freundschaften und gute Beziehungen entstanden sind.
In ihrem neuen Roman erzählt sie von Rivi, einer Frau, die sie kannte.
Tag für Tag steht Rivi Greenfeld am Fenster ihrer Wohnung und beobachtet das Treiben der Menschen auf der Straße. Doch inzwischen ist Neve Tzedek das angesagteste Viertel Tel Avivs, eine junge Unternehmerin will das Gebäude abreißen lassen, Rivi soll diesen Ort verlassen, der ihr ganzes Leben, all ihre Erinnerungen birgt. Aber Rivi ist eine kämpferische Frau: Als aller Widerstand zwecklos wird, beginnt sie, den Menschen zu schreiben, die ihr etwas bedeutet haben. Davon, wie ihr einst mächtige Männer des Landes verfielen, sie viele weitere behelligten – und sie am Ende ihres Lebens doch allein ist. Erst im Schreiben wird ihr klar, wie schwer sie an ihrer Rolle als Frau trug. Sie findet einen Weg, ihr Leben neu zu erzählen.
Schriftstellerin wollte Lizzie Doron eigentlich nie werden. Ihre Tochter Dana sollte einen Schulaufsatz über ihre Familie schreiben und wusste nicht bei wem anfangen. Auch ihr Sohn Ariel fing an zu löchern. In der Erinnerung wuchs Lizzie nur mit ihrer Mutter Helena auf. Ihr Vater starb an Tuberkulose, da war sie acht. Helena kam 1949 aus Polen nach Israel, als einzige Überlebende ihrer Familie. Am südlichen Rand von Tel Aviv gab es ein ärmliches Viertel, in dem die Menschen alles sprechen konnten, außer hebräisch. Vor allem polnisch, jiddisch, deutsch oder rumänisch. Zionistischer Pioniergeist herrschte woanders, den suchte Lizzie mit 18 im Kibbuz. Dort wo Lizzie aufwuchs, lebten die, die die Shoah überlebt hatten und mit ihnen die Trauer um die Toten. Die Spurensuche für den Schulaufsatz »Warum bist du nicht vor dem Krieg gekommen?« und andere Bücher von Lizzie Doron über die Zweite Generation der Holocaustüberlebenden wurden in Israel Schullektüre. Mit den Jahren wurde ihre Literatur immer tagesaktueller und hochpolitisch. Dann kamen sie auf den Index. Aus den Schulen sind Doron Lebenszeugnisse längst verschwunden. Ihre Bücher werden in Israel nicht mehr verlegt. Ihre neuen Romane erscheinen zuerst auf Deutsch.
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